Gummibärchen...
Heute habe och folgende Mail bekommen und ich fand sie so lustig, dass ich sie gleich hier reinstellen musste :)...:
Peter Glaser: Das Gummibärchen
Ansätze zu einem tieferen Verständnis
Freilebende Gummibärchen gibt es nicht. Man kauft sie in Packungen an der Kinokasse. Dieser Kauf ist der Beginn einer fast erotischen und sehr ambivalenten Beziehung Gummibärchen - Mensch. Zuerst genießt man. Dieser Genuß umfaßt alle Sinne. Man wühlt in den Gummibärchen, man fühlt sie.
Gummibärchen haben eine Konsistenz wie weichgekochter Radiergummi. Die Tastempfindung geht auch ins Sexuelle.
Das bedeutet nicht unbedingt, daß das Verhältnis zum Gummibärchen ein geschlechtliches wäre, denn prinzipiell sind diese geschlechtsneutral. Nun sind Gummibärchen weder wabbelig noch zäh; sie stehen genau an der Grenze.
Auch das macht sie spannend. Gummibärchen sind auf eine aufreizende Art weich. Und da sie weich sind, kann man sie ziehen.
Ich mache das sehr gerne. Ich sitze in dunklen Kinos und ziehe meine Gummibärchen in die Länge, ganz langsam. Man will sie nicht kaputtmachen, und dann siegt doch die Neugier, wieviel Zug so ein Bärchen aushält.
(Vorstellbar sind u. a. Gummibärchen-Expander für Kinder und Genesende.)
Forscherdrang und gleichzeitig das Böse im Menschen erreichen einen Höhepunkt, wenn sich die Mitte des gezerrten Bärchens durch Millionen von Mikrorissen weiß färbt und gleich darauf das zweigeteilte Stück auf die Finger zurückschnappt. Man hat Macht über das hilflose Gummibärchen. Und wie man damit umgeht: Mensch, erkenne dich selbst! Jetzt ist es so, daß Gummibärchen ja nicht gleich Gummibärchen ist. Ich bevorzuge das herkömmliche Gummibärchen, künstlich gefärbt und aromatisiert. Mag sein, daß
es eine Sentimentalität ist. Jedenfalls halte ich nichts von neuartigen Alternativ-Gummibärchen ohne Farbstoff ("Mütter! Mit viel Vitamin C"). Und auch unter den Konventionellen tummeln sich schwarze Schafe resp. Bärchen:
die schwarzen Lakritz-Dinger. Wenn ich mit Xao im Kino bin, rede ich ihm so lange ein, daß das die besten sind, bis er sie alle ißt. Sie schmecken scheußlich und fühlen sich scheußlich an. Dagegen das schöne, gewöhnliche Gummibärchen: allein wie es im Kino neonhaft illuminiert vom Leinwandleuchten, aber ganz ohne die Kühle der Reklameröhren!
Die nächste prickelnde Unternehmung ist das Kauen des Gummibärchens. Es ist ein Katz- und Maus-Spiel. Man könnte zubeißen, läßt aber die Spannung noch
steigen. Man quetscht das nasse Gummibärchen zwischen Zunge und Gaumen und glibscht es durch den Mund. Nach einiger Zeit beiße ich zu, oft bei nervigen Filmszenen. Es ist eine animalische Lust dabei. Was das Schmecken angeht, wirken Gummibärchen in ihrer massiven Fruchtigkeit sehr dominierend.
Zigaretten auf Gummibärchen schmecken nicht gut.
Eine meiner Lieblingsphantasien, wo es um Gummibärchen geht, ist der Gummibär. Ich will einen riesigen Gummibären. Jeder wahre Gummibärchen-Fan wird mich verstehen. Ebenfalls phantasieanregend können sie eingesetzt werden zum Aufbau verschiedener Orgien Gruppen-Modelle oder als Demonstrationsobjekt für wirbellose Tiere. Abgesehen von dem diabolischen Lustgewinn müßte man die Bärchen gar nicht zerreißen. Sie sind ja durchscheinend. Zu behaupten, daß sich im Gummibärchen das Wesen der Dinge offenbare, finde ich keinesfalls gewagt. Wer schon einmal über einem roten Gummibärchen meditiert hat, weiß von diesen Einsichten.
Wenn ich das Kino verlasse oder einfach die Packung leergegessen ist, habe ich meist ein Gefühl, als hätte mir einer in den Magen getreten. Hier schlägt die gesteigerte Intensität als deren Ursache den Gummibärchen durchaus der Charakter einer Droge zuerkannt werden kann - ins Negative um, in den Überdruß. In dichter und geraffter Form spiegelt sich im Verhältnis zum Gummibärchen eine menschliche Love-Affair wider. Nie wieder ein Gummibärchen, denke ich jedesmal. In der Zwischenzeit lächle ich dann über
diesen Absolutheitsanspruch, den diese Momente erheben. Schon zu Hause beunruhigen mich wieder Gerüchte über einen Marktvorstoß der Japaner mit Gummireis oder Gummischweinchen. Und wieder und wieder geht es mir durch den Kopf: Gummibärchen sind geil.
Aus: Glasers heile Welt. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1988, S. 13-15.
Peter Glaser: Das Gummibärchen
Ansätze zu einem tieferen Verständnis
Freilebende Gummibärchen gibt es nicht. Man kauft sie in Packungen an der Kinokasse. Dieser Kauf ist der Beginn einer fast erotischen und sehr ambivalenten Beziehung Gummibärchen - Mensch. Zuerst genießt man. Dieser Genuß umfaßt alle Sinne. Man wühlt in den Gummibärchen, man fühlt sie.
Gummibärchen haben eine Konsistenz wie weichgekochter Radiergummi. Die Tastempfindung geht auch ins Sexuelle.
Das bedeutet nicht unbedingt, daß das Verhältnis zum Gummibärchen ein geschlechtliches wäre, denn prinzipiell sind diese geschlechtsneutral. Nun sind Gummibärchen weder wabbelig noch zäh; sie stehen genau an der Grenze.
Auch das macht sie spannend. Gummibärchen sind auf eine aufreizende Art weich. Und da sie weich sind, kann man sie ziehen.
Ich mache das sehr gerne. Ich sitze in dunklen Kinos und ziehe meine Gummibärchen in die Länge, ganz langsam. Man will sie nicht kaputtmachen, und dann siegt doch die Neugier, wieviel Zug so ein Bärchen aushält.
(Vorstellbar sind u. a. Gummibärchen-Expander für Kinder und Genesende.)
Forscherdrang und gleichzeitig das Böse im Menschen erreichen einen Höhepunkt, wenn sich die Mitte des gezerrten Bärchens durch Millionen von Mikrorissen weiß färbt und gleich darauf das zweigeteilte Stück auf die Finger zurückschnappt. Man hat Macht über das hilflose Gummibärchen. Und wie man damit umgeht: Mensch, erkenne dich selbst! Jetzt ist es so, daß Gummibärchen ja nicht gleich Gummibärchen ist. Ich bevorzuge das herkömmliche Gummibärchen, künstlich gefärbt und aromatisiert. Mag sein, daß
es eine Sentimentalität ist. Jedenfalls halte ich nichts von neuartigen Alternativ-Gummibärchen ohne Farbstoff ("Mütter! Mit viel Vitamin C"). Und auch unter den Konventionellen tummeln sich schwarze Schafe resp. Bärchen:
die schwarzen Lakritz-Dinger. Wenn ich mit Xao im Kino bin, rede ich ihm so lange ein, daß das die besten sind, bis er sie alle ißt. Sie schmecken scheußlich und fühlen sich scheußlich an. Dagegen das schöne, gewöhnliche Gummibärchen: allein wie es im Kino neonhaft illuminiert vom Leinwandleuchten, aber ganz ohne die Kühle der Reklameröhren!
Die nächste prickelnde Unternehmung ist das Kauen des Gummibärchens. Es ist ein Katz- und Maus-Spiel. Man könnte zubeißen, läßt aber die Spannung noch
steigen. Man quetscht das nasse Gummibärchen zwischen Zunge und Gaumen und glibscht es durch den Mund. Nach einiger Zeit beiße ich zu, oft bei nervigen Filmszenen. Es ist eine animalische Lust dabei. Was das Schmecken angeht, wirken Gummibärchen in ihrer massiven Fruchtigkeit sehr dominierend.
Zigaretten auf Gummibärchen schmecken nicht gut.
Eine meiner Lieblingsphantasien, wo es um Gummibärchen geht, ist der Gummibär. Ich will einen riesigen Gummibären. Jeder wahre Gummibärchen-Fan wird mich verstehen. Ebenfalls phantasieanregend können sie eingesetzt werden zum Aufbau verschiedener Orgien Gruppen-Modelle oder als Demonstrationsobjekt für wirbellose Tiere. Abgesehen von dem diabolischen Lustgewinn müßte man die Bärchen gar nicht zerreißen. Sie sind ja durchscheinend. Zu behaupten, daß sich im Gummibärchen das Wesen der Dinge offenbare, finde ich keinesfalls gewagt. Wer schon einmal über einem roten Gummibärchen meditiert hat, weiß von diesen Einsichten.
Wenn ich das Kino verlasse oder einfach die Packung leergegessen ist, habe ich meist ein Gefühl, als hätte mir einer in den Magen getreten. Hier schlägt die gesteigerte Intensität als deren Ursache den Gummibärchen durchaus der Charakter einer Droge zuerkannt werden kann - ins Negative um, in den Überdruß. In dichter und geraffter Form spiegelt sich im Verhältnis zum Gummibärchen eine menschliche Love-Affair wider. Nie wieder ein Gummibärchen, denke ich jedesmal. In der Zwischenzeit lächle ich dann über
diesen Absolutheitsanspruch, den diese Momente erheben. Schon zu Hause beunruhigen mich wieder Gerüchte über einen Marktvorstoß der Japaner mit Gummireis oder Gummischweinchen. Und wieder und wieder geht es mir durch den Kopf: Gummibärchen sind geil.
Aus: Glasers heile Welt. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1988, S. 13-15.
Prinzesschen - 13. Feb, 20:05
16 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
derbaron - 14. Feb, 21:34
Du willst einen Riesen-Gummibären?
Setz mal einen über Nacht in ein Glas Wasser. Eignet sich auch hervorragend als physikalisches Experiment, falls du dein Abi in Physik abschliessen solltestwolltest. :-)
Prinzesschen - 14. Feb, 22:00
Ahhh...
...Schock mich doch nicht so!
Physik? Phüüü..sik?....wasn das? Neee, das hab ich schon seit Jahren abgewählt und bin auch wirklich stolz drauf...was ein Horror! *lach*
Ich mach Abi in Deutsch (LK), Geschichte (LK), Bio und Mathe.
Physik? Phüüü..sik?....wasn das? Neee, das hab ich schon seit Jahren abgewählt und bin auch wirklich stolz drauf...was ein Horror! *lach*
Ich mach Abi in Deutsch (LK), Geschichte (LK), Bio und Mathe.
derbaron - 14. Feb, 22:02
Umso besser:
wenn du ihn nach dem Wasserexperiment ein paar Tage stehen läßt, wird von selbst ein biologischer Test daraus. :-)
Prinzesschen - 14. Feb, 22:08
Hm..
...ich will ja garnicht wissen was du in deiner Wohnung so züchtest! :-P
derbaron - 14. Feb, 22:10
Früher habe ich mit dem Chemiekasten
faule Eier hergestellt. Mein Gummibär-Experiment fand aber mehr Zustimmung bei meiner Mami. Allerdings habe den Test vor dem Eintritt der biologischen Forschungsphase abgebrochen. :-)
Prinzesschen - 14. Feb, 22:15
Und auf wem sind sie dann...
..gelandet, die Eier?!
Und daher die Leidenschaft zum Eierbär?!
LG
Und daher die Leidenschaft zum Eierbär?!
LG
derbaron - 14. Feb, 22:20
Der Eierbär ist ein eigenes Kapitel,
das ich bald näher beleuchten werde. :-)
Die faulen Eier sind zugegebenermaßen einmal im Kühlschrank gelandet. Ich meine, wenn man schon Schwefel, Eisenfeilspäne und Salzsäure mischt, dann muß das doch auch einen gewissen Nutzwert haben, und wenn es nur den (Un)Sinn hat, die Mami in Panik zu versetzen. :-))
Die faulen Eier sind zugegebenermaßen einmal im Kühlschrank gelandet. Ich meine, wenn man schon Schwefel, Eisenfeilspäne und Salzsäure mischt, dann muß das doch auch einen gewissen Nutzwert haben, und wenn es nur den (Un)Sinn hat, die Mami in Panik zu versetzen. :-))
derbaron - 14. Feb, 22:27
Jaja, damals wie ich noch jung war
Rebellion, Aufbruch, Sturm und (Forscher)Drang. :-))
Prinzesschen - 14. Feb, 22:29
Und wo ist da die...
...Revolution?!
Die hab ich in dieser Aufzählung nun vermisst :)
Die hab ich in dieser Aufzählung nun vermisst :)
derbaron - 14. Feb, 22:32
Aja stimmt, die Revolution!
Damals habe ich mir die Haare gegen den Strich gekämmt. *g*
Prinzesschen - 14. Feb, 22:44
Da waren sie wohl ein ganz...
...radikaler Revolutionär, wie ich sehe...
Sie sollten nochmal darüber nachdenken, ob die wirklich zu so drastischen Maßnahmen greifen sollten!
Sie sollten nochmal darüber nachdenken, ob die wirklich zu so drastischen Maßnahmen greifen sollten!
derbaron - 14. Feb, 22:46
Die Haare haben's mir eh heimgezahlt:
Sie verließen nach und nach das sinkende Schiff. *g*
Prinzesschen - 14. Feb, 22:52
Da sehen sies wieder...
...aus Fehlern lernt man!
Ich bin ja sowieso mehr für die Freiheit der Haare - es sei denn sie hängen mir ins Gesicht, dann komme ich ihnen mit dem Haarband, denn: Die Freiheit eine Haares/Menschen/Rauhhaardackels darf nur so weit gehen, dass sie kein(e) andere(n) Haare/Menschen/Rauhhaardackel in ihrer Freiheit einschränkt!
Oje, ich glaube es ist spät...ich muss ins Bett!
LG
Ich bin ja sowieso mehr für die Freiheit der Haare - es sei denn sie hängen mir ins Gesicht, dann komme ich ihnen mit dem Haarband, denn: Die Freiheit eine Haares/Menschen/Rauhhaardackels darf nur so weit gehen, dass sie kein(e) andere(n) Haare/Menschen/Rauhhaardackel in ihrer Freiheit einschränkt!
Oje, ich glaube es ist spät...ich muss ins Bett!
LG
derbaron - 14. Feb, 22:54
Hervorragend!
Freiheit den Haaren! Was für ein weiterer fundamentaler Vereinsgrundsatz. *gg*
Gute Nacht! :-)
Gute Nacht! :-)
Prinzesschen - 15. Feb, 14:57
Man könnte das missverstehen...
...daher sei angemerkt, das es sich hierbei natürlich um Haare rund um den Kopf handelt ^^.... ;)
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