9
Apr
2005

Bücherwurm: "Ravensbrück"

Nunja, ich habe es schon lange ausgelesen, aber ich habe mich dann heute endlich mal dazu aufgerafft hier auch mein Statement dazu abzugeben.

"Ravensbrück - Das Leben im Konzentrationslager für Frauen 1939-1945" von Jack G. Morrison

Wie der Name bereits vermuten lässt ist das Buch von einem Amerikaner geschrieben, der sich allerding hier in Deutschland um den Bau eines Denkmals für Ravensbrück und so auch mit der Geschichte des Frauenkonzentrationslagers beschäftigt hat.
Ja, zunächst war ich ein wenig skeptisch dem Autor gegenüber, aber ich wollte mich dennoch darauf einlassen.

Das Buch ist ganz anschaulich gegliedert und versucht das Leben der Frauen in Ravensbrück und den Nebenlagern soweit es möglich ist nachzuvollziehen.

Um auch einem geschichtlich nicht so bewanderten Leser eine Chance zu geben in das Geschehen hinein zu finden, beginnt er zunächst mit der Geschichte des Lagers - wie wurde es aufgebaut und organisiert?! Warum bauten die Nazis solch ein Frauenlager auf?! - Wie kam es überhaupt zur Einrichtung von Vernichtungslagern?! (Hier wird ein kurzer Einblick in die Politik der Nazis gegeben.)

Darauf folgend geht er nun genau auf den Aufbau des Lagers ein. Zunächst die Organisationsstruktur der Verwaltung - von der Kommandatur über die Aufseher bis hinunter zu den Funktionshäftlingen. Bei den Häftlingen angekommen erläutert der Autor recht ausführlich die einzelnen Häftlingsgruppen, die in Ravensbrück unterteilt wurden ("Asoziale" und Kriminelle,Zeugen Jehovas, Jüdinnen und die politischen Gegner).
Im Anschluss geht J. G. Morrison auch auf die verschiedenen Nationalitäten ein, die im Lager zu der Gruppenbildung unter den Häftlingen führten. Ich persönlich fand es erstaunlich zu sehen, wie selbst die innerhalb der Häftlinge eine eigene Hirachie aufgebaut wurde - wie vielfach Feindschaften das tägliche Leben der Häftlinge noch mehr belastete.

Als 3. Kapitel kommt der Autor schließlich zum Alltag - Leben und Arbeiten - im Lager. Er beginnt damit anhand kleiner Gruppen von Häftlingen aufzuzeigen, wie sich Freundschaften bildetet, die einander zu arbeiteten - auch wenn es oft nur um ein Stück Brot ging -, beschäftigt sich mit der Post im Lager und dem Tauschhandel, der Kunst (Gedichte, Lesungen, Theater, Gesang), der Hygiene und schließlich der Arbeit, die wohl den größten Teil des Häftlingslebens in Anspruch nahm.

In einem kurzen Kapitel geht er auch noch auf einige der Nebenlager Ravenbrücks ein,skizziert die Lebensbedinungen dort und setzt sie in Relation zu Ravensbrück.

Im Zusammenahng mit der Arbeit der Sträflinge wird hier aufgezeigt, wie wenig Kontakt sie zur Außenwelt hatten. Dennoch führt der Autor auch einige Beispiele an, in denen Zivilisten in den Fabriken die Häftlinge mit Essen versorgten oder Briefe für sie wegbrachten - womit sie ihre eigene Sicherheit aufs Spiel setzten.
Leider, so betont er aber auch, war dies sehr selten.

Abschließend zu diesem Bereich geht er auf Verbrechen und Strafen - vor allem auch den Straftblock - ein, Krankheiten und den Krankenblock, sowie Kinder und Männer im Lager.
Wobei Männer hier nicht lebten - sie verrichteten lediglich schwere Arbeiten, die die Frauen nicht verrichten konnten.(somit waren Männer selten im Lager )Kinder hingegen lebten hier des öfteren, es wurden sogar ein paar im Lager geboren. Viele dieser Kinder sind jedoch an Unterernährung gestorben, da ihre Mütter sich selbst kaum versorgen konnten und den ganzen Tag von ihnen isoliert arbeiten mussten.

Als sich der zweite Weltkrieg dem Ende neigte, verwandelte sich auch Ravensbrück ein ein Vernichtsungslager.Zusätzlich krankte es an einer totalen Überbelegung, die dazu führten, dass selbst die elementarsten Bedürfnisse der Häftlinge nicht mehr gestillt werden konnten. Im letzten Kapitel des Buches geht der Autor auf die Entwicklung des KZs bis zur Befreiung durch die Rote Armee ein.

Alles in allem finde ich gibt dieses Werk einen guten Einblick in das Lagerleben - wobei ich manchmal bemangeln konnte, dass sich der Autor soviel mit den "positiven" Erlebnissen der Häftlinge beschäftigt hat (das heimliche Gedichte schreiben, das verbotene Versammeln in Gruppen) und manchmal die Gefahr der Verharmlosung besteht - schließlich waren diese Erlebnisse recht selten - dem Gegenüber stande der harte Arbeitsalltag, der bereits morgens um 4 oder 5 mit dem Apellstehen begann.

Dennoch finde ich das Buch ganz gelungen, da ich mich mit dem Aufbau eines solchen Lager und den Lebensbedingungen der Hätlinge so im Detail natürlich noch nicht auskannte und viel neues dazu lernen konnte.Der Autor belegt seine Aussagen auch mit Bildern und Gedichten, sowie Zitaten überlebender Häftlinge, doch in mancher Hinsicht ist es natürlich schwer genaueres heraus zu finden, da die SS vor der Befreiung so wie vieler Orts alle Akten verbrannte - so bleibt das Bild, trotz der Bemühungen des Autors - natürlich lückenhaft. Aber das wird es wohl immer bleiben.

Ich würde sagen: Lesen sies lieber selbst und machen sie sich ein Bild! =)

LG, Prinzesschen

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C. Araxe - 14. Apr, 13:08

Ravensbrück habe ich mal besucht. Der See, in dem die Asche aus den Krematorien gekippt wurde, wird heutztage als Badesee genutzt...
Dorthabe ich mir auch ein Buch gekauft. "Die Klempnerjule von Ravensbrück" - ein Bericht von einer Überlebenden, der sehr detailliert den Alltag schilderte. Erst diese Details bringen meiner Meinung nach diese dunklen Kapitel der deutschen Geschichte näher. Ich würde es ebenfalls weiter empfehlen, aber das Buch kann man leider nicht mal mehr antiquarisch erwerben.

Prinzesschen - 15. Apr, 15:08

hm...klingt interessant =)

Ich finde auch, dass man sowas mal gelesen haben sollte um überhaupt zu begreifen, was dort damals passiert ist.

Ich meine: Alles was man so mal liest sind die Zahlen der Toten und der Überlebenden - aber dank so eines Buches bekommt man auch einfach mal einen Einblick, wie diese Häftlinge gelebt haben und erst das führt einem ja die ganze Grausamkeit und Sinnlosigkeit vor Augen.

LG, Prinzesschen
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